Seit neun Jahren stehen immer weniger marktaktive Wohnungen in Deutschland leer. Die Grenze zwischen Gewinner- und Verlierer-Standorten verläuft allerdings nicht zwischen Ost und West.
In Deutschland betrug der Leerstand in Geschosswohnungen Ende 2015 lediglich drei Prozent. Das ist das Ergebnis des CBRE-Empirica-Leerstandsindex. Darin wird der marktaktive Leerstand erfasst, also Geschosswohnungen, die unmittelbar vermietbar oder mittelfristig aktivierbar sind. Gegenüber dem Jahr 2014 sind das gut 10.000 Einheiten weniger und sogar 125.000 weniger als vor fünf Jahren.
Der Index ist laut Empirica die einzige Datenquelle mit Angaben zum marktaktiven Leerstand in Geschosswohnungen in Deutschland. Grundlage der aktuellen Zahlen bilden Bewirtschaftungsdaten des Immobilienberatungsunternehmens CBRE (über 800.000 Wohneinheiten) sowie umfangreiche Analysen und Schätzungen auf Basis der Empirica-Regionaldatenbank und des Statistischen Bundesamtes.
Der marktaktive Leerstand berücksichtigt keine Ruinen oder dysfunktionalen Leerstände. Angaben des Zensus 2011 für den totalen Leerstand fallen daher höher aus und summieren sich auf 1,1 Millionen Geschosswohnungen sowie weiteren 0,6 Millionen Wohnungen in Eigenheimen. Damit sind etwa vier von zehn leer stehenden Geschosswohnungen nicht unmittelbar nutzbar und daher kein marktaktiver Leerstand“, so Empirica-Vorstand Dr. Reiner Braun. Er rechnet damit, dass in den kommenden Jahren bis 2020 der Leerstand wieder steigt, „vor allem in den ländlichen Wegzugsregionen“.
Marktaktiver Wohnungsleerstand
Die niedrigsten Leerstandsquoten finden sich derzeit in den Städten München (0,2 Prozent) sowie Münster und Frankfurt (je 0,5 Prozent). Am anderen Ende der Skala stehen Salzgitter (9,8 Prozent) und Pirmasens (9,3 Prozent). In zwei Städten ist die Leerstandsquote seit 2010 um mehr als zwei Prozentpunkte geschrumpft: Leipzig (-4,4 Punkte) und Halle/Saale (-2,4 Punkte). Drastische Rückgänge gibt es auch in Chemnitz (-1,9 Punkte), Salzgitter (-1,7 Punkte) und Schwerin (-1,6 Punkte).
Hohe Zuwächse von einem halben Prozentpunkt oder mehr gab es dagegen in den westdeutschen Städten Pirmasens (+1,4 Punkte), Wilhelmshaven und Neustadt an der Weinstraße (je +0,5 Punkte).“
Der Abbau von Leerstandsreserven konnte lange Zeit einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung des Wohnungsmarktes leisten. Das ist jetzt vorbei, in den prosperierenden Schwarmstädten sind die Reserven erschöpft: „Diese Märkte brauchen daher dringend Neubau und dazu Bauland auf der grünen Wiese“, folgert Michael Schlatterer. In den ländlichen Schrumpfungsregionen werden die Leerstände dagegen weiter steigen: „Außerhalb der Wachstumsregionen haben wir heute schon mehr als 300.000 marktaktive Leerstände, bis 2020 könnte sich diese Zahl mehr als verdoppeln“, ergänzt Dr. Braun.