Dr. Stephan Seilheimer, Dominik Brunner und Dr. Thomas Beyerle mit dem immobilienmanager-Award 2020
Die GIF erhielt 2020 den immobilienmanager-Award in der Kategorie Digitalisierung. Dr. Stephan Seilheimer, Dominik Brunner und Dr. Thomas Beyerle (von links) nahmen ihn entgegen. (Quelle: Axel Schulten)

Unternehmen & Köpfe 2022-03-21T11:27:01.714Z Von der Branche für die Branche

Die GIF entwickelt Richtlinien. Auf dem Weg von der Idee zum allgemein akzeptierten Standard durchlaufen die Vorschläge zahlreiche Stufen. Von Dr. Stephan Seilheimer

Neue Serie – Wer setzt die Standards?

Leitlinien und Standards schaffen Klarheit und Verbindlichkeit. Eine Institution, die sich dafür einsetzt, ist die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (GIF). Wer sind die Menschen, die sich dort engagieren? Und warum tun sie das? In einer neuen Serie stellen wir die Leitungen verschiedener GIF-Kompetenzgruppen vor.

Bis vor 25 Jahren gab es in Deutschland kein einheitliches Vorgehen zur Ermittlung von Mietflächen im gewerblichen Raum. Dies veranlasste einige Marktteilnehmer gemeinsam mit Vertretern aus Lehre und Forschung zur Gründung einer Arbeitsgruppe innerhalb der GIF Gesellschaft für immobilienwirtschaftlichen Forschung e.V. Diese setzte sich zum Ziel, eine Richtlinie zur Berechnung der Mietfläche für gewerblichen Raum (die heutige MFG) zu entwickeln. Die Richtlinie wurde mittlerweile mehrfach fortgeschrieben, auf unterschiedliche Nutzungsarten erweitert und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst.

Die Entstehung und der Erfolg der Richtlinie ist also eng verknüpft mit der Gründung und Entwicklung der GIF von einem kleinen Verein mit Vertretern aus Lehre, Forschung und Praxis zu einem Branchenverband mit rund 1.300 Mitgliedern. Denn wie vor 25 Jahren verfolgt die GIF gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnerverbänden das Ziel, Standards von der Branche für die Branche zu definieren. Sie leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Professionalisierung der Immobilienwirtschaft.

Aktuell sind rund 200 Experten in 16 Kompetenzgruppen zum Beispiel zu Flächendefinitionen, Büroimmobilien, Einzelhandel, Wohnimmobilien, Serviceimmobilien, Development/ Redevelopment, Real Estate Investment Management, Public Real Estate Management, Marktwertermittlung, Facility Management, Human Resources und Datenmanagement, Research, Indirekte Immobilienanlage sowie Risikomanagement engagiert.

Die Kompetenzgruppen legen die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit in Abstimmung mit dem GIF-Vorstand fest und erarbeiten die jeweiligen Standards. Die GIF unterscheidet bei ihren Veröffentlichungen unterschiedliche Stufen:

  • Arbeitspapiere als erste Veröffentlichungsstufe sind Ergebnisse, die existierendes Wissen systematisieren. Sie besitzen Checklistencharakter und stellen somit eine Arbeitshilfe für die Marktteilnehmer dar. Ihre Relevanz ist primär national.
  • Empfehlungen als zweite Veröffentlichungsstufe sind Ergebnisse, die existierendes Wissen systematisch weiterentwickeln und dadurch Standards schaffen. Empfehlungen können von Marktteilnehmern angewendet werden, sie besitzen einen mittleren Innovationsgrad. Ihre Relevanz ist national und international.
  • Richtlinien als dritte und letzte Veröffentlichungsstufe sind Ergebnisse, die marktprägenden Charakter besitzen und somit als Grundlage von Verträgen dienen können. Sie besitzen einen hohen Innovationsgrad und sollten von den Marktteilnehmern angewendet werden. Ihre Relevanz ist international orientiert.

Die Veröffentlichung von Arbeitspapieren, Empfehlungen und Richtlinien erfolgt in drei Stufen:

Die GIF-Kompetenzgruppe tagt in der Regel quartalsweise. Bei Bedarf können Projektgruppen innerhalb einer Kompetenzgruppe gebildet werden, die vertieft an einem Thema beziehungsweise einer Veröffentlichung arbeiten. So gliedert sich beispielsweise die GIF-Kompetenzgruppe Datenmanagement in vier Projektgruppen zu den Themen Data Analytics, Datenqualität und -austausch, Datenräume und Dokumenten-Management-Systeme (DMS) sowie Building Information Modelling (BIM). Die Kompetenzgruppe hat bereits die GIF-Richtlinien zum Immobilien-Daten-Austausch („GIF-IDA“) und den Standard zum Aufbau eines Immobiliendatenraums und Dokumentenmanagement-Systems („GIF-DMS“) veröffentlicht. Die GIF-Richtlinie zu Datenräumen und DMS gewann 2020 den immobilienmanager-Award in der Kategorie Digitalisierung. Erfahrungsgemäß dauert es ein Jahr, bis eine Kompetenz- oder Projektgruppe eine Veröffentlichung als Entwurf („Green Paper“) vorlegt.
Das Green Paper wird insbesondere bei neuen Themen einem Expertengremium zur Diskussion gestellt. In einer vierwöchigen Review-Phase haben die Experten die Möglichkeit, Änderungsvorschläge zu unterbreiten.
Die finale Entscheidung über die Veröffentlichung als „White Paper“ trifft der GIF-Vorstand. Alle Veröffentlichungen sind über die Website der GIF verfügbar.

Stephan Seilheimer ist Associate Director Asset-Management bei der Patrizia, Leiter der GIF-Kompetenzgruppe Datenmanagement, Vorstandsmitglied der GIF, Dozent an der Frankfurt University und der Akademie der Hochschule Biberach.

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zuletzt editiert am 21. März 2022