Porträtfoto Jürgen Utz
Gastautor Jürgen Utz ist Leiter Nachhaltigkeit bei der List AG. (Quelle: List Gruppe)

2023-11-21T10:00:00Z Biodiversität: Kapital langfristig schützen

Wer dauerhaft werthaltige Immobilien schaffen und erhalten will, kommt am Thema Biodiversität nicht mehr vorbei. Ein Kommentar von ESG-Experten Jürgen Utz, Leiter Nachhaltigkeit bei der LIST AG.

Unterschätzte Gefahr: Nach Klimawandel und mangelnder Klimaanpassung benennt das World Economic Forum in seinem "The Global Risks Report 2023" den Verlust der Biodiversität als viertgrößtes Risiko für die Weltwirtschaft über die nächsten zehn Jahre. Direkt nach (1) Scheitern von Klimaschutz, (2) Scheitern bei der Klimaanpassung und (3) Extremwetter und Naturkatastrophen als Folgen.  Der Klimawandel und der Verlust an Biodiversität sind aufs Engste miteinander verbunden, denn intakte Ökosysteme stabilisieren das Klima – ein zu schneller Wandel setzt aber viele Tier- und Pflanzenarten zunehmend unter Druck.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Rückgang der biologischen Vielfalt dramatisch beschleunigt, was hauptsächlich auf Aktivitäten des Menschen zurückzuführen ist. Dem WWF zufolge sind ein Viertel der Säugetierarten, jede achte Vogelart und 40 Prozent der Amphibienarten bedroht. Viele Tier- und Pflanzenarten drohen unwiederbringlich von der Erde zu verschwinden, komplette Ökosysteme stehen vor riesigen Umwälzungen.

Mit dem Verlust der Biodiversität drohen zentrale Vorgänge innerhalb unserer Ökosysteme verloren zu gehen, die für den Erhalt unser aller Lebensgrundlagen wesentlich sind. Die Folge sind dramatische Veränderungen, beispielsweise hinsichtlich der CO2-Speicherung, Wasser- und Luftfilterung, Bestäubung durch Insekten und auch der privaten Erholung jedes Einzelnen in der Natur.

Um die biologische Vielfalt (Biodiversität) zu erhalten, muss der Lebensraumverlust infolge von Klimawandel, fehlenden Schutzmaßnahmen, industrieller Landwirtschaft, Schadstoffeintrag, Ausbeutung von Ressourcen und ungesteuerte Flächenversiegelung durch Baumaßnahmen aufgehalten werden. Es geht somit wie beim Klimaschutz darum, dass jedes einzelne Unternehmen, jede Branche ihren Beitrag leistet. Auch die Bau- und Immobilienwirtschaft ist jetzt gefragt und hat auf fast alle Treiber des Biodiversitätsverlust direkt oder indirekt Einfluss.

Bestandsanalysen und Artenschutzgutachten vor Baubeginn

Zu Beginn eines jeden Bauvorhabens sollte daher die Frage stehen: Können wir uns diese Immobilie ökologisch leisten und – wenn Ja – was für Anforderungen muss sie erfüllen? Egal wo gebaut wird, sollten dann Bestandsanalysen und Artenschutzgutachten für Flora und Fauna die Grundlage für die weiteren Schritte bilden. Baumaßnahmen sollten von vornherein so geplant werden, dass in der Bauphase möglichst wenig Flächen genutzt werden und die schlussendliche Flächenversiegelung möglichst gering gehalten wird. Wo Neuentwicklung stattfindet, sollten wir echte Habitate entwickeln, sowie im Bestand die Chance zur Erweiterung und Vernetzung bestehender Biotopstrukturen nutzen. Zu den konkreten Maßnahmen gehören:

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zuletzt editiert am 30. August 2023