Reste gibt es nicht nur auf dem Grabbeltisch im Ein-Euro-Laden, sondern auch in der Immobilienwirtschaft. Dabei können sie so vielfältig sein wie die Branche selbst. Wie viel Zukunft steckt in ihnen und wie viel Aufmerksamkeit verdienen sie? Von André Eberhard
Wer in der Immobilienwirtschaft von Resten spricht, meint selten das, was übrig bleibt – sondern das, was liegen bleibt. Ob Leerstände in dezentralen Gewerbelagen, unverkäufliche Objekte im Portfolio oder Teilflächen, für die sich kein Mieter findet: Die „Resterampe“ des Marktes wächst – und wird zugleich immer interessanter. Denn in einem Umfeld, das sich zwischen Zinswende, Nachhaltigkeitsdruck und Flächenüberangebot neu justiert, liegt in den Resten oft mehr Potenzial als in manchem Glanzprojekt.
Andererseits: „Pyramide in Berlin, Saale-Park in Paunsdorf bei Leipzig - gestrandete Immobilien hat es schon immer gegeben. Doch einige erfuhren auch eine Renaissance. Repositionierung heißt das Zauberwort“, glaubt Andreas Schulten.
Die stille Krise der Überbleibsel
Es sind die stillen Krisenfälle, die in den Büchern schwer wiegen: Immobilien, die zum Ladenhüter werden, Bauprojekte mit Restflächen ohne klare Funktion, insolvente Projektentwickler, deren Ideen nicht mehr fliegen. Insolvenzverwalter werden zu Schnittstellen zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Verlust und neuer Chance. Ihre Arbeit zeigt: Auch im scheinbar Abgewickelten steckt Substanz.
Besonders Restflächen – ob urban, peripher oder zwischen zwei Nutzungen gefangen – rücken ins Blickfeld innovativer Akteure. Hier entstehen Mikrologistikzentren, urbane Landwirtschaftsprojekte, Pop-up-Formate oder modulare Zwischennutzungen. Wer bereit ist, die klassische Logik von Flächenverwertung zu verlassen, kann auf den Trampelpfaden jenseits des Mainstreams attraktive Renditen realisieren – und zugleich gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.
Abfall war gestern
Auch der Baubereich stellt sich neu auf: Resteverwertung am Bau – ob durch zirkuläre Materialien, digitale Planung zur Vermeidung von Überproduktion oder Second-Hand-Bauteile – wird zum Zeichen von Professionalität. Wer es schafft, aus den Resten Wert zu schöpfen, handelt wirtschaftlich, ökologisch und zukunftsweisend.
Die Resterampe ist keine Sackgasse, sondern eine Einladung: zum Hinsehen, zum Umdenken, zum Entwickeln. Dieser Themenschwerpunkt unserer neuen Printausgabe immobilienmanager 3.2025 widmet sich jenen, die aus dem Übriggebliebenen neue Perspektiven formen. Und denen, die erkannt haben: Der wahre Wert liegt oft im Verborgenen.