Das Theater am CentrO in Oberhausen sucht einen neuen Eigentümer. Das markante Objekt kennt wohl jeder, der in einem der größten Shopping-Center Europas schonmal auf Einkaufstour war. Wir sprachen mit Dr. Marco Boksteen, Gründer der Ruhrwert Immobilien und Beteiligungs GmbH, die das Objekt derzeit vermarkten.
Sie verkaufen derzeit das ehemalige Musical-Theater am Centro in Oberhausen. Können Sie uns kurz mitnehmen in die Historie des Objekts?
Dr. Marco Boksteen: Sehr gerne! Als Kinder des Ruhrgebiets und bekennende Oberhausener freuen wir uns, die Zukunft eines über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Gebäudes mitgestalten zu dürfen. Das heutige Metronom Theater ist 1999 auf dem Gelände der „Neuen Mitte“ auf einem ehemaligen Industriegelände in Oberhausen errichtet worden. Im Zuge des damaligen Strukturwandels entstanden in direkter Nachbarschaft das heutige Westfield Centro, die Rudolf-Weber Arena, ein Multiplex-Kino, Marina, Sea-Life-Aquarium und einige weitere Attraktionen.
Die Uraufführung des Musicals Tabaluga & Lilli von Peter Maffay fand am 24. September 1999 in dem damals so bezeichneten „TheatrO.“ statt. Das imposante Gebäude mit über 1.800 Sitzplätzen wurde mit einer besonders markanten Dachkonstruktion erbaut, die dem Drachenkopf des kleinen Drachen Tabaluga nachempfunden wurde. Nachdem das Musical Tabaluga und später auch „Falco meets Amadeus“ eingestellt wurden, übernahm im Jahr 2005 eine neue Gesellschaft das in „Metronom Theater“ umbenannte Gebäude und passt es baulich den modernen Anforderungen an. In der Folgezeit genossen die Besucher verschiedene Acts, und Musicals, wie „Die Schöne und das Biest“, die „Blue Man Group“, „Wicked- Die Hexen von Oz“, „Dirty Dancing“, „Sister Act“, „Tarzan“ u.v.m. Nach Ende des Musicals „Tanz der Vampire“ im März 2020 wurde jedoch seitens des Betreibers – nach insgesamt 15 Jahren Spielzeit - bekannt gegeben, dass keine weiteren Musicals mehr stattfinden sollen.
Warum finden dort keine Musicals mehr statt?
Dr. Marco Boksteen: Wie viele andere Branchen auch, war und ist bis heute die Event- und Freizeitindustrie von der Corona-Pandemie stark betroffen. Neun Tage vor dem geplanten Musical-Ende von Tanz der Vampire musste der Veranstalter wegen des bundesweit verhängten Lockdowns das vorzeitige Ende bekannt geben. Aufgrund des ungewissen Pandemieverlaufs wurde dann bis heute keine neue Produktion in Auftrag gegeben. Zudem sollen auch einige Produktionen für den Betreiber nicht auskömmlich gewesen sein, so dass hier ein langfristiges Engagement nicht mehr in Frage gekommen ist.
Was ist der Reiz der Immobilie? Für welche Nachnutzung eignet sich das Objekt?
Dr. Marco Boksteen: Allein die Form und Struktur des Gebäudes ist sicherlich einzigartig. Ich würde behaupten, jeder „Ruhrgebietler“ kennt das Metronom Theater. Hinzu kommt die exponierte Lage in der Oberhausener Neuen Mitte. Viele Musical-Besucher haben den Theaterbesuch mit einer Shopping-Tour im Westfield Centro oder einem gemütlichen Abendessen in den zahlreichen Gastronomien verbunden. Man beachte auch das Einzugsgebiet der Immobilie: allein 5 Millionen Einwohner leben im Ruhrgebiet, in NRW sind es sogar rund 18 Millionen Menschen, hinzu kommen die vielen Besucher aus den Niederlanden und Belgien.
Das Spektrum an Nachnutzungsmöglichkeiten ist demnach vielfältig. Ob weiterhin im Bereich Entertainment oder als moderner Standort für Sport, Erlebnis und Kultur - die Palette im Freizeitbereich ist groß und sicher noch nicht ausgeschöpft. Auch innovative E-Sports Konzepte können hier umgesetzt werden. Neuestes Erfolgsbeispiel in direkter Umgebung ist die im Januar diesen Jahres neu eröffnete und in Europa einzigartige Golf-Erlebnis-Anlage „Topgolf“. Hier wird statt klassischem Golf ein revolutioniertes Konzept aus außergewöhnlichem Spielspaß, modernster Technologie und Gastronomie angeboten – mit großartiger Resonanz: die Anlage ist fortlaufend ausgebucht, Reservierungen sind ein Muss.
Gibt es schon erste Gespräche?
Dr. Marco Boksteen: Ja, tatsächlich finden bereits intensive Gespräche statt und es liegen auch erste Angebote vor. Wir beabsichtigen hier zeitnah zu einem für alle Seiten positiven Ergebnis zu kommen. Der Fokus liegt dabei sicherlich auf einer Nachnutzung, welche sowohl für auswärtige Besucher, als auch die Oberhausener Bürgerinnen und Bürger eine Bereicherung darstellen wird.
Was ist das besondere beim Verkauf eines Theaters?
Dr. Marco Boksteen: Tatsächlich ist der Verkauf eines Theaters eine eher ungewöhnliche und durchaus komplexe Angelegenheit. Genau das war für unser Investment-Team auch der besondere Anreiz, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Nicht nur das Targeting des potenziellen Käufer- und Betreiberkreises, sondern auch die Due-Diligence-Phase unterscheiden sich doch deutlich von der Veräußerung einer „normalen“ Wohn- oder Gewerbeimmobilie. Als Intermediär haben wir dabei zusätzlich die Aufgabe, die berechtigten Interessen der Stadt und der dortigen Verantwortlichen in den Transaktionsprozess einfließen zu lassen. Die Stadt Oberhausen hat in der Vor-Corona-Zeit von stetig steigenden Übernachtungs- und Tourismuszahlen profitiert. Diesen Trend möchten wir natürlich durch eine spannende, attraktive Nachnutzung weiter verstärken. Wenn wir hier zum Finale kommen, werden wir sicher noch einmal voneinander hören.