immobilienmanager sprach mit Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer der Köln Business Wirtschaftsförderung, über die wirtschaftliche Entwicklung und die Stadtentwicklung.
Wie schätzen Sie die Gefährdung der Kölner Wirtschaft durch die aktuellen Nachschubprobleme und Preissteigerungen ein?
Manfred Janssen: Die Kölner Wirtschaft hat sich auch in vergangenen Krisen robust gezeigt, sei es bei der Finanzkrise oder zuletzt auch während der Corona-Pandemie. Der breite Branchenmix macht den Wirtschaftsstandort Köln – und auch die Immobilienbranche hier – stabiler, als es in anderen Großstädten der Fall ist. Natürlich ist Köln auch vom gesamtwirtschaftlichen Klima in Deutschland und der Welt abhängig, aber insgesamt betrachtet kann Köln auch schwierige Phasen gut überstehen.
Welche Branchen verzeichnen zurzeit einen Zuwachs an Arbeitskräften in Köln?
Manfred Janssen: Der Arbeitsmarkt in Köln hat sich zuletzt insgesamt weiter erholt – wie auch auf Bundesebene. Während die Pandemie stärkere Spuren bei Gastronomie, Tourismus und Veranstaltungsbranche hinterlassen hat, konnten andere Branchen dieses Minus mehr als ausgleichen. Bezogen auf den gesamten Kölner Arbeitsmarkt war die „Corona-Delle“ bereits zur Jahresmitte 2021 wieder komplett ausgeglichen. Im dritten Quartal 2021 wurde mit insgesamt fast 600.000 Beschäftigungsverhältnissen sogar ein neuer Rekordwert an Arbeitsplätzen erreicht. Ein klares Indiz für die Robustheit des Kölner Arbeitsmarkts. Am größten war der Zuwachs zuletzt in der öffentlichen Verwaltung, aber auch im Logistikbereich. Im Leitmarkt Gesundheit/Life Science sowie bei den Informations- und Telekommunikationstechnologien gab es in Köln zwischen 2019 und 2021 ein deutliches Plus an Beschäftigten.
Was tut Köln Business, um Flächen bereitzustellen?
Manfred Janssen: Einerseits unterstützen wir durch ein effektives Management der vorhandenen Flächen: Als städtisches Unternehmen helfen wir bei der Suche nach geeigneten gewerblichen Immobilien und Flächen und haben dafür unter anderem ein eigenes, kostenfreies Immobilienportal aufgesetzt. Andererseits setzen wir uns stark dafür ein, dass Flächen, die planungsrechtlich für Gewerbe und Industrie ausgewiesen sind, auch künftig für diese Nutzung erhalten bleiben. Denn so sichern wir Arbeitsplätze in der Stadt. Es ist wichtig, dass gewerbliche Nutzungen eine hohe Priorität genießen und das Thema Arbeiten zum Beispiel bei Quartiersentwicklungen neben Wohnen und Freizeit keine untergeordnete Rolle spielt. Projekte wie das I/D Cologne, der Butzweilerhof und die Messe City mit reinen oder sehr hohen Gewerbeanteilen zeigen, dass das in Köln möglich ist.
Wie könnten künftige Lösungen in Köln aussehen?
Manfred Janssen: Grundsätzlich kann das Thema Flächennutzung nicht mehr so gedacht werden wie in der Vergangenheit. Wir müssen verstärkt auf Bestandsflächen schauen und die Bebauung an diesen Stellen nachverdichten. Mit Blick auf eine gewerbliche Nutzung lautet das Stichwort „urbane, gestapelte Produktion“. Dieses wurde bereits in der für die Stadtverwaltung verbindlichen Stadtstrategie „Kölner Perspektiven 2030+“ mitgedacht. Köln Business steht dazu mit der Immobilienbranche im kreativen Austausch, um Flächen für Pionier-Projekte zur urbanen Produktion auf den Weg zu bringen.