Fonds- und Bewertungsspezialisten sehen Wohnen, Logistik und Rechenzentren weniger stark von Corona-Krise betroffen.
Die Auswirkungen der Pandemie kommen erst allmählich auf dem deutschen Immobilienmarkt an. Für einige Nutzungsarten dürften sie sogar gering bleiben. „Logistikimmobilien könnten langfristig Gewinner sein, denn es dürfte eine erhöhte Lagerhaltung bestimmter Güter geben“, sagt Felix Schindler, Head of Research von HIH-Warburg Invest Real Estate, bei einem Pressegespräch.
Weil die Bedeutung der Digitalisierung steigt, sieht Karsten Jungk, Geschäftsführer von Wüest Partner Deutschland, auch Rechenzentren auf der Gewinnerseite. Bei Wohnimmobilien erwartet er „keine fundamentale Störung“, auch wenn das Segment der hochpreisigen Mietwohnungen und Serviced Apartments unter Druck geraten könnten.
„Große Herausforderungen“ sieht Jungk dagegen auf das Co-Working zukommen, auch wenn er das Bürosegment insgesamt aktuell für recht robust hält. „Für den Büromarkt Berlin mit seinen zahlreichen Start-ups kommt nun der Lackmustest“, prognostiziert Felix Schindler.
Auf dem Transaktionsmarkt zeichnen sich zwei Tendenzen ab: Risikoaverse Anleger suchen „Super-Core-Produkte“ wie Wohnimmobilien und Lebensmittelmärkte, so Sven Helmer, Managing Director von Lagrange Financial Advisory. Auf der anderen Seite stehen opportunistische Anleger, die schon jetzt versuchen, bei Büroobjekten Rabatte von fünf bis sieben Prozent durchzusetzen. „Diese Abschlagsforderungen könnten sich erhöhen“, sagt Helmer.
Zwei Fonds von Lagrange haben in den vergangenen Wochen zusammen 800 Millionen Euro bei Anlegern eingesammelt. „Fonds ohne Start-Portfolio sind gefragt, weil sie offen sind für Opportunitäten“, stellt Helmer fest.
Im Fondsvertrieb haben sich die Volumina teilweise halbiert, berichtet Michael Schneider, Geschäftsführer der Service-KVG Intreal. Er erwartet zwei gegenläufige Tendenzen in der näheren Zukunft: Die Immobilien-Publikumsfonds einerseits werden davon profitieren, dass die Aktienmärkte so volatil geworden sind; große Investoren stehen andererseits vor dem Problem, dass ihre Immobilienquote stark gestiegen ist, weil ihre Aktienanlagen so stark an Wert verloren haben. Felix Schindler wagt trotz alledem die Prognose: „Immobilien werden stark in der Gunst der Investoren bleiben“, weil viele hoch verzinste Anleihen zurzeit auslaufen. Das Kapital muss investiert werden – und dies nicht in aktuell ausgegebene Anleihen, weil sie kaum noch Zinsen abwerfen.