immobilienmanager sprach mit Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp, über das vergangene Geschäftsjahr der Bank, seine Erfahrungen in der Corona-Krise und die Zukunft des Finanzierungsgeschäfts.
Wir haben mit Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp, über das vergangene Geschäftsjahr der Bank, seine Erfahrungen in der Corona-Krise und die Zukunft des Finanzierungsgeschäfts gesprochen:
Der Blick zurück ins Geschäftsjahr 2019 mag aktuell, wie eine Rückblende in eine andere Zeit wirken. Lassen Sie uns trotzdem auf die Zahlen Ihrer Bank schauen. Das Betriebsergebnis der Berlin Hyp ist deutlich zurückgegangen. Warum?
Sascha Klaus: Diesen Rückgang hatten wir bereits Anfang 2019 eingeplant und wir konnten unsere Prognose mit 155,8 Millionen Euro nach Risikovorsorge sogar übertreffen. Wenn man die beiden absoluten Rekordjahre 2017 und 2018 einmal herausnimmt, liegen wir aktuell noch immer deutlich über dem Betriebsergebnis aus 2016. Außerdem haben wir unsere Vorsorgereserven gestärkt und mit 90 Millionen Euro aus eigener Kraft unser Eigenkapital aufgestockt. Damit sind wir sehr zufrieden. Die Zukunftssicherung ist uns wichtiger als ein Einmaleffekt auf kurzfristige Zahlen.
Beim Neugeschäft konnte die Bank vor allen Dingen im zweiten Halbjahr noch einmal wachsen. Wie teilt sich das Neugeschäft auf?
Wir haben das Neugeschäft um hervorragende 20 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro gesteigert, wovon lediglich rund eine Milliarde Euro Prolongationen ausmachen. Im reinen Neugeschäft entfällt der Großteil mit 49 Prozent auf die Finanzierung von Büroimmobilien, gefolgt von Wohngebäuden mit 24 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Einzelhandel, Logistik und Management. Praktisch unverändert liegt übrigens der Anteil von Finanzierungen in Deutschland bei 70 Prozent.
Wie hoch war der Anteil von Projektentwicklungen?
Wir haben die Finanzierung von Projektentwicklungen bewusst zurückgefahren, weil wir erst einmal die gut gefüllte Pipeline abarbeiten wollten. 2018 haben Projektentwicklungen noch etwa 30 Prozent am Neugeschäft ausgemacht. 2019 beliefen sich Bauträgergeschäft und Projektentwicklungen auf 17 Prozent. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise gehen die Neuanfragen ohnehin zurück.
Beim Blick auf die Geschäftszahlen fallen die gesunkenen Zins- und Provisionsüberschüsse auf. Was steckt dahinter?
Hierin bilden sich die seit geraumer Zeit niedrigen Margen für Finanzierungen in unseren Beständen ab. Zwar ist die Talsohle in den vergangenen Monaten durchschritten und bei neuen Finanzierungen haben wir bereits wieder leicht erhöhte Margen gesehen, aber auf den gesamten Kreditbestand konnte sich das noch nicht auswirken.
Sie haben Ihr selbstgestecktes Nachhaltigkeitsziel – 20 Prozent grüne Finanzierungen im Kreditportfolio – früher erreicht als geplant. Welche Marke setzen Sie sich für die Zukunft und lässt sich das in der aktuellen Situation überhaupt realistisch einschätzen?
Dass wir unser Ziel ein Jahr früher erreicht haben als geplant macht uns sehr stolz und die Dringlichkeit zu nachhaltigem Handeln in der Immobilienwirtschaft bleibt von Corona unbeeinflusst. Wir rufen aber jetzt nicht einfach eine neue Zielmarke grüner Finanzierungen aus. Es gibt aktuell viele Überlegungen und Diskussionen in der deutschen und europäischen Politik, die Einfluss auf Immobilienunternehmen und somit auch auf unsere Bank haben werden. Die Verminderung von CO2-Emissionen steht dabei stark im Fokus und daran werden auch wir unsere neuen Ziele ausrichten.
Corona wird dem Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft also nicht den Schwung nehmen?
Das denke ich nicht. Wir werden ja auch nach der Krise dringend den Klimaschutz verbessern müssen und auch die soziale Verantwortung etwa für bezahlbaren Wohnraum verschwindet nicht. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wird deshalb in Zukunft weiter steigen. Wir konnten 2019 im dritten Jahr in Folge zwei Green Bonds innerhalb eines Jahres emittieren und möchten weiter Schrittmacher für das grüne Finanzierungssegment bleiben. Auch Social Bonds könnten ein neues Produkt werden.
Wie kommt die Berlin Hyp durch die aktuelle Corona-Krise?
Derzeit arbeiten mehr als 90 Prozent unserer Mitarbeiter von zuhause und man kann sich schon fast wundern, wie normal die Bank trotzdem läuft. Unsere Investitionen in die digitale Ausstattung während der letzten Jahre machen sich absolut bezahlt. Natürlich weiß niemand, wie diese Krise weitergeht, weil sie die Wirtschaft in voller Breite aus dem Nichts getroffen hat. Das unterscheidet die jetzige Situation grundlegend von anderen Krisen wie etwa die Finanzkrise.
Welches Feedback bekommen Sie von Ihren Kunden?
Wichtig ist, dass alle Geduld und Ruhe bewahren, denn Panik wäre jetzt das Schlimmste, was passieren kann. Unsere Kunden sind glücklicherweise professionelle Immobilienunternehmen, die nicht die erste Wirtschaftskrise erleben und deshalb sehr besonnen agieren. Sie prüfen ihre eigenen Pipelines und Portfolios und entscheiden, welches Projekt sie in absehbarer Zeit angehen werden und welches zunächst einmal geschoben wird.
Dieses Interview führte Markus Gerharz für die immobilienmanager Ausgabe 5-2020.