Wer schicke Eigentumswohnungen in besten Lagen sucht, kann sie in der Ruhrmetropole finden – zu Preisen, von denen man etwa im nahen Düsseldorf nur träumen kann. Bezahlbarer Wohnraum wird aber auch hier knapp, doch es gibt zahlreiche Bauprojekte.
Wenn Claudia Peters, Kommunikationschefin der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft EWG, von ihrer Stadt berichtet, gerät sie ins Schwärmen. Ruß, schlechte Luft und Stadtflucht – sie gehören endgültig der Vergangenheit an. „Wir haben eine ausgezeichnete Infrastruktur, ein unvergleichliches Kultur-, Freizeit- und Einkaufsangebot, sind die grünste Großstadt Nordrhein-Westfalens und von der EU-Umweltkommission mit dem Titel ‚Grüne Hauptstadt Europas 2017‘ ausgezeichnet worden.“ Essen sei nicht nur als Arbeits-, sondern auch als Wohnstandort sehr gefragt.
Was sich seit einiger Zeit auch in den Bevölkerungszahlen widerspiegelt. Seit 2012 steigen sie, zum Stichtag 31. Dezember 2016 gab es 589.145 Essener – 4.363 mehr als 2015. „Diese Entwicklung sorgt, gepaart mit dem niedrigen Zinsniveau, für eine starke Nachfrage nach Wohnimmobilien“, sagt Peters. So groß sei sie mittlerweile, dass sie vor allem im Neubausegment das Angebot übersteige.
Bauen, wo Platz ist
Die Baubranche hat sich auf die verstärkte Nachfrage eingestellt. Es wird entwickelt und gebaut, wo eben Platz ist. Auf ehemaligen Industriebrachen, an Flüssen und Seen oder in Villenvierteln, wo schicke Mehrfamilienhäuser in die Jahre gekommene Altbauten ersetzen.
Richtig viel vorgenommen hat sich die Essener Thelen- Gruppe: die Entwicklung eines neuen Stadtteils. Weil es der 51. ist und das Areal rund 51 Hektar groß, heißt das Projekt kurz und prägnant „Essen 51“. Im Frühjahr beschloss der Stadtrat mit seinem „Masterplan Krupp-Gürtel-Nord“, was auf dem riesigen Areal entstehen soll: 2.500 Wohnungen, Büros, Gastronomie- und Gewerbeflächen und als Highlight ein Park mit offenem Wasserlauf. Verkaufen will die Thelen-Gruppe die Flächen nicht. Sie alle sollen im Bestand bleiben und vermietet werden. Ende des Jahres wird mit ersten Infrastruktur maßnahmen begonnen, danach soll alles Schlag auf Schlag gehen. Schließlich stehen die ersten Mieter bereits in den Startlöchern: Kaum wurden die Pläne bekannt, meldete Ikea im August den Umzug seines Möbelhauses von der Altendorfer Straße ins neue Quartier an. Oberbürgermeister Thomas Kufen sowie Wolfgang und Christoph Thelen, die beiden Geschäftsführer der Thelen-Gruppe, sind jetzt schon sicher: „Im Norden des Krupp-Gürtels wird Stadtentwicklungsgeschichte geschrieben.“
Eines der gefragtesten Wohngebiete liegt hingegen im Süden der Metropole: Essen-Bredeney begeistert mit sanften Hügeln, einer guten Infrastruktur, Ruhr und Baldeney- See. „Die Lage ist unglaublich reizvoll. So etwas gibt es nicht einmal in Düsseldorf“, schwärmt Peter Junker, geschäftsführender Gesellschafter von Sotheby’s Immobilien NRW. Der gebürtige Essener betreibt Büros in Essen und Düsseldorf und beobachtet zunehmendes Interesse aus Nachbarstädten wie zum Beispiel aus Düsseldorf an der Kruppstadt.
Im ehrwürdigen Villenviertel hat der Bredeneyer Bauträger Norbert Pabst gefunden, wonach derzeit viele suchen: zwei in die Jahre gekommene Villen auf großen Grundstücken. Weil die Altbauten für ein Refurbishment nicht in Frage kamen, müssen sie zwei Neubauten weichen mit insgesamt 19 Wohnungen. „Die Preise liegen zwischen 3.950 und 5.500 Euro“, sagt Junker und vergleicht: „In Düsseldorf müsste man bei ähnlicher Lage und Qualität der Ausstattung bis zum Doppelten bezahlen.“
Geförderter Wohnungsbau im Villenviertel
Gespannt sein darf man auf eine weitere Entwicklung in Bredeney: die Villa Beitz. Das riesige Villen-Grundstück, auf dem der ehemalige Krupp-Chef Berthold Beitz bis zu seinem Tod 2013 lebte, soll bebaut werden. Eigentümer ist Thyssenkrupp, ein Investor sollte bereits feststehen, als sich dicke Wolken über dem Planungshimmel auftürmten: Als der Stadtrat von der Überplanung des Areals erfuhr, forderte er, auch öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten. Thyssenkrupp wollte das nicht, drohte mit Rechtsstreit. Mitte August und viele Gespräche zwischen allen Parteien später scheint der vom Tisch. Stefan Schwarz, Leiter des Amtes für Stadterneuerung und Bodenmanagement der Stadt Essen, sagt: „Der Investor hat dem Wunsch nach 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau zugestimmt.“ Wer der Investor ist, sagte er (noch) nicht.
Nicht ganz so gediegen wie in Bredeney, mit Preisen für Neubauten zwischen 2.750 und 3.900 Euro dafür aber auch deutlich günstiger, geht es im nördlicher gelegenen Rüttenscheid zu. Zahlreiche Geschäfte und Szene-Kneipen machen den Stadtteil bei Jungen und Junggebliebenen zu einem der beliebtesten in Essen. „Allein hier entstehen in den nächsten Jahren über 1.000 neue Wohnungen“, berichtet Wirtschaftsförderin Claudia Peters.
Das Gelände der ehemaligen Pädagogischen Hochschule hat sich die Gentges Gruppe gesichert. Auf der drei Hektar großen Fläche wird sie ein Wohnquartier mit 420 Einheiten nach einem Entwurf von PBS Architekten aus Aachen errichten. Auf weiteren Flächen bauen unter anderem Interboden, die Essener Hopf IEG, die Grenzland-Bau GmbH und die BPD Immobilienentwicklung GmbH.
Für Mieter hat die Allbau gute Nachrichten. Im Mai gab der Essener Wohnungsbaukonzern den Startschuss für den Bau der neuen Cranachhöfe in Essen-Holsterhausen. Auf der Fläche von 14.000 Quadratmetern, wo früher Berufskolleg- Schüler büffelten, erreichtet sie 42 öffentlich geförderte Einbis Dreizimmer-Wohnungen, 29 barrierefreie Stadtwohnungen, einen Supermarkt, Büros und eine Kita. „Wir werden ein attraktives Quartier mit einer breiten und ausgewogenen Nutzerstruktur errichten“, verspricht Allbau-Vorstand Dirk Miklikowski. Er weiß: Gerade bezahlbare Wohnungen werden in Essen in den kommenden Jahren dringend benötigt – nicht nur für sozial Schwache. Gefördert werden Familien bis zu einem Bruttoeinkommen von rund 72.000 Euro – also nicht die Unter-, sondern die Mittelschicht.
Was sich in den anderen Großstädten der Republik mittlerweile großer Beliebtheit erfreut, wird es bald auch in Essen geben: Mikro-Apartments. Wo früher Bankgeschäfte getätigt wurden, im Gebäude der Dresdener Bank an der Lindenstraße in der Innenstadt, darf künftig gelebt und geschlafen werden. Die Münchener Cayros Capital Partners GmbH hat das elfgeschossige Gebäude gekauft und wird nach der Entkernung 137 Apartments zwischen 18 und 35 Quadratmetern einrichten.
„Der Markt dafür ist da. Nicht nur bei Studenten, sondern auch bei Firmen und Pendlern“, ist Wirtschaftsförderin Peters sicher und wundert sich nicht, dass ein zweites Verwaltungsgebäude vor der Umwandlung in ein Wohnhaus steht: 300 Kleinstwohnungen sollen künftig die ehemalige AOK-Hauptverwaltung an der Jägerstraße mit neuem Leben füllen.
Autorin: Ines Rakôczy
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