Ein leerer Parkplatz mit einer einzelnen Person in der Mitte, die in der Ferne steht.
Großflächige Stellplätze gelten als ungenutzte Ressource – und rücken zunehmend in den Fokus nachhaltiger Stadt- und Infrastrukturplanung. (Quelle: Pixabay)

Infrastruktur 2025-12-19T11:49:15.686Z Parkplätze: Zwischen Wohnen, Verkehr und Energieversorgung

Studien des BBSR zeigen, wie großflächige Stellplätze zu Wohnraum, Mobilitäts- und Klimainfrastruktur werden können.

Großflächige Parkplätze rücken zunehmend in den Fokus einer nachhaltigen Stadt- und Infrastrukturentwicklung. Zwei neue Studien des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigen, welches Potenzial bislang monofunktional genutzte Stellflächen für Wohnungsbau, Mobilitätsangebote, Energieinfrastruktur und grüne Freiräume bieten.

Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Abschaffung des Parkens, sondern dessen Neuorganisation. Ziel ist es, vorhandene Flächen effizienter zu nutzen und zugleich Raum für dringend benötigte urbane Infrastruktur zu schaffen. „Die Zukunft der Stadt liegt nicht in einem weiteren Aufwuchs an bebauter oder versiegelter Fläche, sondern im besseren Umgang mit dem, was wir haben“, sagt BBSR-Experte Christian Rauch.

Flächenressource mit Infrastrukturwirkung

Die Studien sind Teil des Forschungsprojekts „Transformationspotenziale großflächiger Parkplätze für den nachhaltigen Stadtumbau“. Sie untersuchen innerstädtische Lagen ebenso wie Parkplatzflächen in Gewerbegebieten an der urbanen Peripherie. Die Bandbreite möglicher Maßnahmen reicht von Überbauung und Umnutzung über Entsiegelung bis hin zur infrastrukturellen Aufwertung bestehender Parkplätze und Parkhäuser.

Dazu zählen unter anderem Mobilitätsstationen mit Sharing-Angeboten, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität oder die Integration von Photovoltaikanlagen. Gemeinsam ist allen Ansätzen das Ziel, Verkehrs-, Energie- und Flächeninfrastruktur stärker miteinander zu verzahnen – ohne die Pkw-Nutzung grundsätzlich zu verdrängen.

Fehlende Datengrundlage als zentrales Hemmnis

Wie groß das Potenzial ist, zeigt eine begleitende Online-Befragung, an der rund 900 Städte und Gemeinden teilgenommen haben. Demnach werden großflächige Parkplätze bislang kaum systematisch erfasst oder bewertet. Genau hier setzt das Forschungsprojekt an: Erstmals wurde eine Methodik entwickelt, mit der entsprechende Flächen identifiziert und analysiert werden können.

In der Pilotstadt Dortmund wurden 1.318 Parkplätze mit einer Größe von jeweils mindestens 750 Quadratmetern erfasst. Insgesamt summiert sich die Fläche auf 361 Hektar – umgerechnet etwa 500 Fußballfelder. Ähnliche Untersuchungen wurden in Görlitz und Ulm durchgeführt.

Beispiele aus der Praxis

Eine zweite Studie stellt zwölf Praxisbeispiele aus ganz Deutschland vor, die zeigen, wie Parkplatzflächen zu multifunktionalen urbanen Räumen weiterentwickelt werden können. Dazu zählen unter anderem der Klagesmarkt in Hannover, wo Stellflächen im innerstädtischen Quartier mehrfach genutzt werden, sowie der Neubau der Hochschule Bremen.

Ein prominentes Beispiel ist auch das Projekt „Dante II“ in München: Dort entsteht neuer Wohnraum in Form eines Stelzenbaus über einem bestehenden Parkplatz – ohne zusätzliche Versiegelung. „Die Studie zeigt, wie Lebensqualität entstehen kann, wenn Parkplätze nicht nur für den ruhenden Verkehr, sondern als Bausteine für eine nachhaltige Stadtentwicklung begriffen werden“, so Rauch.

Handlungsempfehlungen für Kommunen

Die Studien wurden im Rahmen des Programms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen erstellt. Neben Analysen und Best Practices enthalten sie konkrete Handlungsempfehlungen für Städte und Gemeinden – von der systematischen Erfassung über planerische Instrumente bis hin zur Umsetzung.

Damit liefern sie auch für Projektentwickler, Bestandshalter und Investoren wichtige Impulse: Großflächige Parkplätze könnten sich künftig als relevante Schnittstelle zwischen Verkehrs-, Energie- und Wohninfrastruktur etablieren.

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zuletzt editiert am 19. Dezember 2025