Jochen Kuppinger, Geschäftsführer beim Architektur-, Bau- und Immobilienunternehmen Mörk, im Gespräch über Mitarbeiterbindung, soziale Verantwortung und Herausforderungen der Nachverdichtung. Von Andreas Reiner
Herr Kuppinger, welche Rolle spielt die langfristige Mitarbeiterbindung in der Unternehmensstrategie von Mörk?
Jochen Kuppinger: Wir halten es für eminent wichtig, mit einer langfristigen Mitarbeiterentwicklung stets an unserer Expertise, an der Optimierung der Prozesse und an der Qualität der Leistungen zu arbeiten. Hierzu bedarf es Kontinuität in der Führung und bei den Experten und eben einer stabilen Mitarbeiterbindung und einer hohen Identifizierung mit dem Unternehmen, den Unternehmenswerten und den Unternehmenszielen.
Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit dabei?
Jochen Kuppinger: Nachhaltigkeit hat bei Mörk schon früh eine wichtige Rolle gespielt – sie ist fest in unseren gelebten Grundwerten verankert. Wir erkennen die Knappheit beziehungsweise Endlichkeit von Ressourcen und wir wollen sinnvoll damit umgehen. Gleichermaßen wollen wir die Mittel unserer Kunden und Partner wirtschaftlich und werthaltig verwenden.
Wir sehen die Notwendigkeit zu nachhaltigem Handeln bereits in der strategischen Unternehmensplanung, in der Personalentwicklung und Mitarbeiterbindung, bei der partnerschaftlichen Kooperation mit Kunden, Investoren, Planern und Fachunternehmen, und dann natürlich in der konzeptionellen Planung von Gebäuden. Dies alles ist auf langfristige Wirkung ausgerichtet. Ebenso sind wir ständig auf der Suche nach neuen Techniken, Verfahren und Materialien, um in unseren Projekten beziehungsweise Produkten die Nachhaltigkeit zu steigern.
Wie integriert Mörk soziale Verantwortung in seine Geschäftsprozesse und Projekte?
Jochen Kuppinger: Soziale Verantwortung beginnt im Kleinen. Jeder Mitarbeiter bekommt im Rahmen seiner operativen Tätigkeit bereits ein hohes Maß an Eigenverantwortung und an Verantwortlichkeit, nicht nur hinsichtlich der Leistungsergebnisse, sondern auch hinsichtlich der Mörk-Werte. Wir führen mit Werten und wir haben in allen Prozessen eine große Transparenz. Alle Prozesse sehen neben Effizienz und Qualität auch immer Wertschätzung und Fairness vor. Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt und damit eben auch unsere Umwelt, unsere Ressourcen und insbesondere unsere Gesellschaft.
Wie gelingt, Projekte in so unterschiedlichen Bereichen wie Industrie, Gewerbe, Gesundheitszentren und Sozialimmobilien erfolgreich umzusetzen?
Jochen Kuppinger: Wir steuern die jeweiligen Marktsegmente durch spezialisierte operative Bereiche und Teams an. Bereits in der Akquisition gibt es Spezialisierung; ebenso in der Planung und in der Ausführung. Für neue Entwicklungen und Märkte bilden wir gezielt passende Teams – intern durch Umstrukturierung oder gezielte Neueinstellungen. Bei Bedarf ergänzen wir diese mit externer Fachexpertise, bis gegebenenfalls ein neuer Bereich entsteht. Im Rahmen der Mörk Akademie und des internen Fortbildungsprogramms können wir neue Themen sehr schnell einpflegen.
Wie gehen Sie mit den Herausforderungen der Nachverdichtung und Aufstockung von Bestandsgebäuden um?
Jochen Kuppinger: Wir beschäftigen uns aktuell sehr intensiv mit diesem zwangsläufig wachsenden Markt und haben auch hierzu zwei Teams in die Spur gestellt; einmal im Bereich Wohnungsbau, wo sowohl gesellschaftlich als auch politisch ein hoher Druck entsteht und einmal im Industrie- und Gewerbebau, wo wir diese Thematik aus der Notwendigkeit von Anpassungen an sich verändernde Produktionsprozesse schon lange kennen und bearbeiten. Insbesondere liegt uns auch hier die konzeptionelle Kooperation mit den Kunden sehr am Herzen. Wir haben uns auch beim Bauen im Bestand darauf spezialisiert, mit eigener Planung an die jeweiligen Aufgabenstellungen heranzugehen und bereits im Vorfeld wirtschaftlich und funktional optimierte Lösungen für die Eigentümer beziehungsweise für die Nutzer zu erarbeiten.
Welche Rolle spielt die Nutzerzentrierung bei der Gestaltung von Gesundheitsimmobilien?
Jochen Kuppinger: Tatsächlich muss die Nutzerzentrierung die Hauptrolle spielen. Dies gilt prinzipiell für alle Immobilienentwicklungen und Gebäudeplanungen. Wir haben uns sehr intensiv mit den Abläufen der verschiedensten medizinischen Disziplinen, Arztpraxen und Pflegedienstleister beschäftigt und uns auf die Belange ihrer operativen Tätigkeiten eingestellt.
Da wir alle selbst auch zeitweise Patienten beziehungsweise Besucher sind, wissen wir natürlich auch wie unsere Planungen und Gebäude aus dieser Sicht wahrgenommen werden. Hierbei steht im Fokus, wie durch die spezifische Planung von Gebäude, Technik und Erschließung neben der besonderen Funktionalität auch Visibilität, Erreichbarkeit und Zugänglichkeit und nicht zuletzt auch eine angenehme Atmosphäre und die notwendige Aufenthaltsqualität zu schaffen sind.
Welche Herausforderungen sieht Mörk bei der Entwicklung von Gesundheitszentren in ländlichen oder strukturschwachen Regionen?
Jochen Kuppinger: Gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen ist der Bedarf am größten und drängendsten und daher ist dort auch der Ruf seitens Kommunalpolitik und Bevölkerung am lautesten. Die Offenheit für Projekte ist dort sehr groß. Leider lässt sich aber in vielen Fällen an diesen Standorten die notwendige Rendite für Investoren nicht ohne weiteres darstellen. Da gleichzeitig die Herstellkosten und die Renditeerwartungen der Investoren gestiegen sind und an diesen Standorten die Miethöhen in Bestandspraxen oft sehr weit unter Neubauniveau liegen, besteht die Herausforderung der Projektentwicklung in aller erster Linie in der immobilienwirtschaftlichen Konzeption und der Identifikation von Investitionsmodellen und Investoren.
Das Gespräch führte Andreas Reiner.