25 Kilometer östlich von München ist eine Holzhütte im Wald der Hauptsitz mehrerer Immobilienfonds. Die Briefkasten-Adresse ist derzeit besonders bei der Unicredit-Tochter Wealth Cap sehr beliebt.
Mehrere geschlossene Immobilienfonds – darunter die Wealth-Cap-Tochter H.F.S. Immobilienfonds GmbH – nutzen eine besondere Steueroase mitten im Ebersberger Forst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben derzeit acht Fonds als postalischen Hauptsitz eine Holzhütte, den sogenannten Seegrasstadel.
Nirgendwo in Deutschland, so die SZ, zahle man weniger Gewerbesteuer als in dem Wald im Landkreis Ebersberg. Der Gewerbesteuerhebesatz liege bei 200 Prozent. Zum Vergleich: Grünwald kommt auf 240 Prozent, München 490 Prozent, bundesdeutscher Durchschnitt sind 356,4 Prozent. Wealth Cap selbst hat seinen Sitz übrigens im München und gehört zur Unicredit-Gruppe.
Bürozeiten am Briefkasten angeschlagen
Der Standort 25 Kilometer östlich von München profitiert dabei von einer Besonderheit. Weil der Ebersberger Forst zu keiner Gemeinde gehört, kann der Kreis dort Steuern erheben. Es handelt sich um so genanntes außermärkisches Gebiet. Zeitweise nutzen sogar 16 Unternehmen die Adresse. Der Eigentümer der Waldhütte, die Bayerische Staatsforsten, hat das Anwesen an den Landkreis vermietet. Mehr als ein Briefkasten mit der zusätzlichen Information über die drei wöchentlichen Bürostunden findet sich am Seegrasstadel allerdings nicht.
Laut SZ-Bericht hat der Kreis mit seiner Steueroase seit 2004 rund 15 Millionen Euro eingenommen. Mehr als 40 neue Anfragen von Unternehmen lägen derzeit auf dem Schreibtisch der Finanzmanagerin des Landkreises, so die Zeitung. Die wollen nur zu gerne die offizielle Hausnummer: „St. Hubertus Nr. 2“ in ihren Briefkopf aufnehmen – ganz legal versteht sich.
Autor: Markus Gerharz