Projektentwicklung ist weder im Neubau noch im Bestand ein gemütlicher Spaziergang. Für den Bestand muss „nur“ mehr trainiert werden, wie Nicola Halder-Hass in ihrem Kommentar aufzeigt.
In der Bestandssanierung werden mehr Fachkompetenz, Kreativität und disziplinübergreifendes Denken gefordert als bei der Neubau-Entwicklung. Ja, die Hürden sind hoch, und ja, Projektentwicklung im Bestand ist komplex, aber lösbar und mit dem richtigen Training ein hochinteressantes Investment!
Dabei ist die Phase null erfolgsentscheidend, denn hier werden Weichen gestellt: beim Analysieren, Bewerten und Gewichten, welche technischen, planerischen, wirtschaftlichen und nutzungsbezogenen Erfordernisse zum Exit führen oder zum Erfolgsfaktor werden. Mit unserem Praxisblick setzen wir als Verband an dieser Stelle an und haben den sogenannten BIB-Check entwickelt – eine Checkliste mit den Dingen, die beachtet werden sollten – von der Phase null bis zum Betrieb.
Europäische Städte sind im internationalen Vergleich einzigartig. Sie bilden jeweils eine Marke im globalen Wettbewerb um Beschäftigung, Wirtschaftsleistung und Tourismus. Sie sind Kraftwerke der Wirtschaft und tragen wesentlich zum Länder-BIP bei. Bestandsbauten dieser Städte leisten zudem einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zur ökologischen Nachhaltigkeit. Sie sind eine emotionale und materielle Ressource. Der Bestand zeigt uns Spuren der Vergangenheit an der Wand, der Decke, an den Fehlstellen im Backstein – all das erzählt Geschichten von Menschen.
Eine Stimme für den Bestand
Viele Nutzende suchen bewusst diesen Charme, denn Bestandsgebäude schaffen Identität und Heimat – Attribute, die an Wert gewinnen. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Zeichen wirtschaftlich, geopolitisch, gesellschaftlich und klimatisch auf Veränderung stehen, brauchen wir Konstanten in unserem Leben. Dazu gehören auch Häuser, die gefühlt schon immer da waren und die Wegbegleiter und Erinnerungsorte sind.
Auch deshalb haben wir den Verband für Bauen im Bestand gegründet. Wir wollen Wissen sammeln, teilen, uns einmischen, kuratieren, unterstützen und bewegen. Wir wollen dem Bestand eine Stimme geben, zu einem großen Chor werden – gemeinsam mit Bestandshalter:innen, Planenden, Banken, Kreativen, Nutzenden, Verwaltung, Verbänden. Nur wenn wir Wissen teilen und zusammenarbeiten, kann Bauen im Bestand zu einer Bewegung und zum neuen Standard werden. Wir verfügen über viel Wissen, gerade zu Spezialthemen – es liegt nur im Verborgenen. Wir sorgen dafür, dass Interessent:innen und Wissensträger:innen einander finden. Die Aufgaben sind riesig! Genau deshalb wollen wir:
- mit angepassten Regularien bestandsorientierte Standards setzen (zum Beispiel BIB 276),
- mit Leitfäden und Checklisten die Entwicklung, Planung und Nutzung unterstützen (zum Beispiel BIB Redevelopment und BIB Nutzung – coming soon),
- mit Informationen auf Aktuelles hinweisen,
- mit Praxiswissen mehr Bauen im Bestand in den Lehrplänen von Ausbildung, Lehre und Forschung verankern
- und mit unserer BIB-Wissensdatenbank das vorhandene Wissen speichern.
Um das zu erwirken, stehen wir mit vielen Akteurinnen und Akteuren in Kontakt und arbeiten mit der Branche zusammen. Was aber genauso wichtig ist: Wir holen zusätzlich Expertinnen und Experten aus anderen Bereichen an den Tisch, um gemeinsam zu wachsen und besser zu werden – für unseren wirtschaftlichen Erfolg, für unsere Nutzenden, für die Gemeinschaft und für die nächste Generation. Bestand ist voller Energie!
