Engie Deutschland - früher Cofely - ist auch unter neuer Flagge einer der größten Facility Manager Deutschlands. Wie Geschäftsführer Manfred Schmitz diese Position verteidigen will und wie er den FM-Markt sieht.
Eines kann man der Engie Deutschland GmbH ganz gewiss nicht vorwerfen: dass sie übermäßig lange am hergebrachten Namen festhält. 2003 wurde aus sechs Gesellschaften von Sulzer Infra die Axima GmbH. 2009 firmierte diese in Cofely Deutschland GmbH um, und seit dem 8. Juni 2016 heißt die Gesellschaft Engie Deutschland GmbH. Hintergrund ist der Namenswechsel der französischen Muttergesellschaft, die sich bereits 2015 von GDF Suez in Engie umbenannte.
In den Top Ten des FM-Marktes
Doch auch unter neuem Namen bleibt das Unternehmen einer der wichtigsten Facility-Management (FM)-Anbieter. Auf der im Juni erschienenen Lünendonk-Liste „Führende Facility- Service-Unternehmen in Deutschland“ rangiert es mit einem Umsatz von 536 Millionen Euro und 2.250 Mitarbeitern auf dem siebten Platz.
Manfred Schmitz, Geschäftsführer der Engie Deutschland GmbH, zeigt keinerlei Bereitschaft, diese Position kampflos preiszugeben: „Unser Anspruch ist, sinnvoll weiterzuwachsen“ – auch wenn die Steigerungsraten der vergangenen Jahre von jeweils sieben bis zehn Prozent wohl nicht mehr ganz erreichbar seien. Dabei denkt Schmitz sowohl an organisches als auch an anorganisches Wachstum. „Es gibt“, führt er aus, „durchaus Möglichkeiten, durch Übernahmen zu wachsen.“
Engie ist kein reines FM-Unternehmen
Als besondere Qualität seines Unternehmens nennt Schmitz die ausgeprägte Fachkenntnis im Energiebereich. Denn Engie Deutschland ist kein reiner FM-Anbieter, sondern bündelt weitere Geschäftsaktivitäten: Das Unternehmen ist an vier lokalen Energieversorgern beteiligt, betreibt 13 Windparks und ein Wasserkraftwerk und ist mit einer Tochtergesellschaft auf die Kältetechnik spezialisiert.
In allen Geschäftsfeldern zusammen erwirtschaftete Engie Deutschland 2015 einen Umsatz von 2,25 Milliarden Euro. Synergien heben Genau in dieser breiten Palette sieht Schmitz den Vorteil seines Unternehmens. „Schon als Cofely haben wir es geschafft, uns durch die Verbindung von reinen FM-Dienstleistungen mit Energiedienstleistungs-Knowhow vom Wettbewerb abzusetzen“, erläutert er. „Jetzt haben wir unter dem Dach von Engie das Dienstleistungs- und das Energiegeschäft zusammengeführt, so dass wir über eine noch höhere Kompetenz verfügen und Synergien heben können.“
Als Beispiel dafür nennt Schmitz den Bereich der dezentralen Energieerzeugung, in dem das Unternehmen jetzt auch größere Projekte realisieren könne. Ebenfalls auf dem Energie- Know-how basiert das Angebot FM+. „Es verbindet Facility- Management-Leistungen mit Energiemanagement“, erklärt der Engie-Chef. „Dabei erzielen wir im normalen FM-Betrieb durch nicht oder gering investive Maßnahmen – beispielsweise bei der Steuerungstechnik – garantierte Energieeinsparungen.“
Deutscher FM-Markt ist sehr fragmentiert
Für die französische Muttergesellschaft ist Deutschland laut Schmitz einer der wichtigsten Märkte in Europa. Nur: Ganz einfach sei der deutsche FM-Markt denn doch nicht, gibt der Deutschland-Chef zu bedenken. Denn er sei „sehr fragmentiert“, so dass man es auf der einen Seite mit kleinen, mittelständischen Wettbewerbern zu tun habe und auf der anderen Seite mit ausgesprochen großen Konkurrenten.

Hinzu komme, dass das Wettbewerbsumfeld sich in einem ständigen Umbruch befinde. „Viele Unternehmen versuchen, die Wertschöpfungskette zu verlängern beziehungsweise neue Märkte zu erschließen“, beobachtet Schmitz. „So will zum Beispiel Bosch ins FM-Geschäft einsteigen, die Deutsche Telekom befasst sich mit dem Thema Schwarmstrom, die Stadtwerke definieren sich neu, und Energieversorger bieten Contracting an.“
Vor diesem Hintergrund rechnet Schmitz damit, dass in Zukunft Partnerschaften und Netzwerke an Bedeutung gewinnen werden. Eine zweite Folgerung: „Unser Know-how im Energiemanagement wird als Unterscheidungsmerkmal zu unseren Wettbewerbern noch wichtiger.“
Problem Fachkräftemangel
Vor einer zentralen Herausforderung der Branche bleibt auch Engie Deutschland nicht verschont: Die Schwierigkeit, qualifiziertes Personal zu finden, erschwere den Wachstumskurs, räumt der Deutschland-Chef ein. Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, zeigt Engie auf Jobmessen Präsenz und arbeitet mit Universitäten zusammen. Zudem sponsort Engie die Initiative „FM – Die Möglichmacher“.
Und wie steht es mit dem Megatrend der Digitalisierung ? Dieser wirke sich schon seit Jahren auf das FM-Geschäft aus, antwortet Schmitz. Allerdings sei „die Digitalisierung für uns kein Stand-Alone-Thema“, präzisiert er. „Vielmehr dient sie immer der Effizienzsteigerung unseres Geschäfts, indem sie uns hilft, Prozesse im Interesse unserer Kunden schlanker zu machen.“ Als Beispiel dafür nennt er das Monitoring, also die Messung, Übertragung und Visualisierung von Verbrauchsdaten.
Big Data hilft auch FM-Dienstleistern
Ein Schwesterunternehmen befasst sich zudem mit dem Potenzial von Big Data: Durch den Vergleich des Energieverbrauchs von Gebäuden gleichen Typs an unterschiedlichen Standorten findet es heraus, wie sich die Bewirtschaftung optimieren lässt. Doch auch auf FM-Tätigkeiten im engen Sinn bleibt die Digitalisierung nicht ohne Folgen, ist Manfred Schmitz überzeugt: „Es stellt sich die Frage, ob zukünftig nicht Roboter die Fenster putzen und den Rasen mähen werden.“
Autor: Christian Hunziker