Eine Studie analysiert die Zukunftsfähigkeit europäischer Städte und Stadtregionen in sechs Kategorien. Das Ranking wird trotz Brexit-Sorgen erneut von London angeführt – andere europäische Finanzstandorte gewinnen jedoch an Bedeutung.
London, Cambridge, Paris, Amsterdam und Berlin sind die dynamischsten Städte in Europa. Alle fünf Städte konnten ihre Position in der neuen Auflage des Savills IM Dynamic Cities Index verteidigen. Insgesamt erzielten die meisten untersuchten Standorte bessere Ergebnisse als im Vorjahr. In Deutschland hat sich vor allem Frankfurt besonders dynamisch entwickelt.
Britische Städte dominieren den Dynamic Cities Index
Im diesjährigen Ranking steht London zum zweiten Mal in Folge an erster Position, gefolgt von Cambridge, Paris, Amsterdam, Berlin, Dublin und München, den Top 10-Aufsteigern Oxford und Basel, sowie Stockholm, das im Vergleich zum Vorjahr zwei Plätze verlor.
Savills IM unstersucht für den „Dynamic Cities Index" insgesamt 130 europäische Städte und Stadtregionen in den folgenden sechs Kategorien:
- Innovation
- Inspiration
- Inklusion
- Vernetzung
- Investment
- Infrastruktur.
Angeführt wird der Index von Städten, die erfolgreich Talente anziehen und diese langfristig binden, Innovationen vorantreiben und die Produktivität steigern. Dies fördert das Wohlstands- und Bevölkerungswachstum und somit die positive Entwicklung der Gewerbeimmobilienmärkte.
Nutzen für die Immobilienmärkte
Der Savills IM Dynamic Cities Index prognostiziert, dass alle gewerblichen Immobiliensektoren von den genannten Eigenschaften langfristig profitieren werden. Der Bürosektor wird dabei durch steigende Beschäftigtenzahlen unterstützt, der Einzelhandel profitiert von der Wohlstandsbildung und die Nachfrage nach stadtnahen Logistik- und Lagerflächen wird durch die sprunghafte Zunahme des Onlinehandels angetrieben.
Die meisten Städte in den Top 40 erzielten im Vergleich zum Vorjahr höhere Bewertungen und bestätigten somit ihren anhaltenden Fortschritt. Die Analyse unterstreicht die Bedeutung einer langfristigen Stadtentwicklung und zeigt, dass die zehn dynamischsten Städte in den vergangenen 20 Jahren in Bezug auf das BIP- und Beschäftigungswachstum insgesamt besser abgeschnitten haben als die 28 EU-Länder. Sie schufen dadurch ausgezeichnete Rahmenbedingungen für den Immobilieninvestmentmarkt.
Die Aufsteiger im Dynamic Cities Index
Zu den größten Aufsteigern in diesem Jahr zählen vor allem Städte, die mit Innovation, Vernetzung und großen Investitionsvorhaben punkten. Aufgrund der Brexit-Diskussionen und weiterer Investitionen in das Finanzzentrum kletterte Frankfurt um vier Positionen auf Platz 17 des Rankings. Auch Sheffield (+16 auf Rang 46), Rotterdam (+13 auf Rang 47) und Göteborg (+11 auf Rang 30) gehören zu den großen Gewinnern.

Mit Berlin (unverändert auf Rang 5), München (-1 auf Rang 7), Frankfurt (+4 auf Rang 17) und Hamburg (-1 auf Rang 27) zählen vier deutsche Städte zu den 30 dynamischsten Städten Europas. Mit Berlin, München und Frankfurt befinden sich erstmals gleich drei deutsche Metropolen in den Top 20.
Die deutsche Hauptstadt verdankt ihr gutes Abschneiden vor allem hohen Platzierungen in den Kategorien Vernetzung, Inspiration und Innovation, die zum überdurchschnittlichen lokalen Wirtschaftswachstum beitragen. Der Hunger nach Gewerbeflächen zeigt sich in zahlreichen großflächigen Immobilienprojekten wie zum Beispiel in Adlershof und den Arealen Mediaspree und Europacity.
„Die Studie zeigt, dass Größe nicht alles ist. Neben den etablierten Top-Metropolen wie London und Paris sind auch kleinere Städte durchaus attraktiv für Investoren, insbesondere aufgrund von Infrastrukturprojekten, schnell wachsenden Wissensnetzwerken, Spitzenuniversitäten und innovativen Unternehmen, die weltweit auf der Suche nach Talenten sind und diese durch ein attraktives kulturelles Angebot langfristig binden möchten”, erklärt Irfan Younus, Head of Research Europe bei Savills Investment Management.
Womit die deutschen Städte punkten
Andreas Trumpp MRICS, Head of Research Deutschland bei Savills Investment Management, ergänzt: "Das auf Platz 7 gelistete München besitzt eine sehr hohe Anziehungskraft für Unternehmen und verfügt über die höchste Dichte an DAX30-Unternehmen. Daher profitiert München auch besonders stark von hohen Platzierungen in den Kategorien Innovation, Vernetzung und Investment. Das starke Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum stellt hohe Anforderungen an das Flächenmanagement der Stadt. Das Werksviertel nahe des Münchener Ostbahnhofs stellt hier ein aktuelles Beispiel für Konversion dar.
Frankfurt hat sich von allen deutschen Städten am stärksten im Ranking verbessert und landete erstmals in den Top 20 auf Rang 17 (Vorjahr: Platz 21). Als wichtigstes deutsches und eines der führenden europäischen Finanzzentren profitiert Frankfurt insbesondere von seiner hervorragenden Vernetzung. Hierzu zählt neben der exzellenten internationalen Anbindung mit Bahn und Flugzeug auch das überdurchschnittlich ausgebaute Nahverkehrsnetz sowie die digitale Vernetzung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Die Nachfrage nach Büroimmobilien hat auch ohne größere Ansiedlungen im Zuge der Brexit-Diskussionen mittlerweile Rekordhöhen erreicht.
Auch Städte abseits der Topstandorte haben gute Voraussetzungen für dynamisches Wachstum. So gelang der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn, die in der Kategorie Vernetzung Rang 12 erzielen konnte, ein umfassender Strukturwandel von einer eher monostrukturellen Parlamentsstadt hin zu einem lebendigen, weltoffenen und überdurchschnittlich gut vernetzten Wirtschaftsstandort.“
Der Savills IM Dynamic Cities Index erfasst Faktoren, die eine Stadt oder eine Stadtregion für Talente attraktiv, zukunftssicher angesichts disruptiver Technologien und zu einem Führer in der Wissensökonomie machen. Der Index wurde unter Verwendung von statistischen Analysen und dem Handbuch der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für die Erstellung kombinierter Indikatoren erarbeitet. Erfasst wurden über 250 Faktoren für 130 Städte. Der Gesamtindex berücksichtigt 60 Indikatoren aus sechs Unterkategorien. Die Indikatoren reichen von konventionellen Faktoren für Gewerbeimmobilien bis hin zu Indikatoren der Stadtökonomie im weiteren Sinne. Die Daten wurden in Q1 2018 erhoben.
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen .