Firesales, Krisen-Gewinner, Corona-Folgen und leidende Startups. Wir haben mit Matthias Pink, Head of Research bei Savills, über die Corona-Pandemie, mögliche und langfristige Folgen für die Immobilienmärkte gesprochen.
Auf dem Transaktionsmarkt in Deutschland werden bereits vor Corona angestoßene Verkäufe oft noch zu Ende gebracht – aber kaum neue angestoßen. Das liegt am Kontaktverbot, aber auch daran, dass viele Kaufwilligen nun erst einmal abwarten und die internationalen Investoren derzeit komplett außen vor sind. „Eigenkapital-starke Investoren wie die offenen Immobilienfonds könnten profitieren“, erklärt Matthias Pink. Sie werden noch einige Zeit weniger Konkurrenz haben, zumal viele Investoren derzeit durch die Auswirkungen der Pandemie stark im Asset Management gebunden sind und Personal aus dem Ankauf dorthin abziehen.
Auf der anderen Seite, dürfte es Notverkäufe geben, „in welchem Ausmaß wird sich zeigen“, so Pink. Die Rechnung einiger Value-Add-Investoren, die mit viel Fremdkapital auf Mietsteigerungen gesetzt haben, wird nicht aufgehen. Außerdem dürfte es Einige geben, die sich nun von ihren vor fünf oder zehn Jahren getätigten Investments trennen, weil der Zyklus sein harsches Ende gefunden hat. Sie wollen ihre Gewinne mitnehmen. „Wann der Transaktionsmarkt wieder anspringt, hängt auch von den Kontakteinschränkungen und der Preisentwicklung ab. Es wird auf jeden Fall einen Rebound-Effekt geben“, ist er sich sicher.
Auf den Vermietungsmärkten zeigen sich bei Mieten und Leerständen aufgrund der bestehenden Verträge noch keine Auswirkungen. Gleichwohl ist der Vermietungsumsatz eingebrochen und anstelle neuer Abschlüsse werden Verlängerungen in bestehenden Flächen klar bevorzugt. „Vereinzelt beobachten wir, dass die positiven Erfahrungen mit dem Home Office für ein Umdenken bei den Unternehmen sorgt“, schildert der Savills-Researcher. Mehr Home Office – sogar bis zu 100 Prozent – und ergänzend dann lediglich Flex-Office-Flächen für Meetings. Man werde sehen, ob dies von einzelnen Anekdoten zu einem grundsätzlich Trend wird.
Mit Blick auf die Hauptstadt erklärt er: „Berlin hat eine sehr robuste Branchenzusammensetzung mit einem hohen Anteil der Öffentlichen Hand. Allerdings wird es für viele Startups schwer werden. Sie haben keine Liquiditätspuffer und derzeit fließt keine Venture Capital mehr. Das werden viele Startups nicht überstehen.“
Und in der Projektentwicklung?
„Auch da ist Cash King. Wer jetzt Projekte durchziehen kann, kommt damit 2022 oder 2023 vielleicht genau zur richtigen Zeit auf den Markt“, kann sich Matthias Pink vorstellen. Weil sich jetzt die Pipeline bei etlichen Projekten nach hinten verschieben wird, gäbe es dann weniger Konkurrenz.
Grundsätzlich rechnet er damit, dass man in sechs, neun und wohl auch in zwölf Monaten noch nicht von einem „Normalzustand“ wird reden können.